Seit dem Mittelalter verwendete man beispielsweise das aus Mineralien gewonnene Malachitgrün und Berggrün oder den Grünton des Grünspan, der durch Einwirkung von Essig auf Kupferplatten hergestellt wurde und zugleich das älteste, künstlich hergestellte grüne Pigment ist. Im 18. und 19. Jahrhundert kamen dann auch synthetisch hergestellte grüne Pigmente und Farbstoffe wie etwa das giftige Schweinfurter Grün oder Chromoxydgrün auf den Markt. Jeder dieser Grüntöne ist einzigartig und über die Jahrhunderte hinweg unterschiedlich verwendet worden – all diese Vielfalt kann man in unserem Schau! Depot vergleichen.
Wir laden Sie hier zu einem Rundgang der besonderen Art ein: Denn vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert sind im Schau ! Depot epochenübergreifend eine Vielzahl unserer Highlights versammelt.
Die dortige für unsere herkömmlichen Sehgewohnheiten eher ungewöhnliche depotähnliche Hängung, lädt umso mehr dazu ein, einen anderen Blickwinkel auf unsere Sammlung zu bekommen. Die Gemälde sind nicht chronologisch oder thematisch gehängt, sondern nach ihrem Format dicht an dicht auf einer neutralen, weißen Wandfarbe präsentiert.
Entdecken sie durch den direkten Vergleich der verschiedenen Stile und Gattungen über die Jahrhunderte hinweg, wie sich die Grüntöne im Farbauftrag und den zahlreichen Nuancen unterscheiden. Wann wird Grün verwendet? Warum trägt beispielsweise die Heilige Luzia auf einem Gemälde aus dem 15. Jahrhundert einen grünen Umhang? Oder war diese Farbe für Innenräume im 19. Jahrhundert besonders populär?
Bei diesem Rundgang ist zugleich die ganze Bandbreite unserer Gemäldegalerie zu erfahren. So stammt das wertvollste Gemälde, Lorenzo di Credi´s Madonna, aus der sog. Napoleonischen Schenkung von 1803. Seine Kommissare beschlagnahmten in ganz Europa die berühmtesten Kunstwerke aus Kirchen, Adelshäusern oder auch Privatbesitz. Ein Konvolut dieser Gemälde wurde zur Gründung eines öffentlichen Museums an das damals zu Frankreich gehörige Mayence überwiesen. Die Madonna hing ursprünglich im Schloss Versailles, in den Privatgemächern von keinem geringeren als dem Sonnenkönig Ludwig dem XIV. Weitere Gemälde wurden dem Museum immer wieder von Mainzer Bürgern gestiftet. Durch dieses bürgerliche Engagement besitzt das Landesmuseum Mainz beispielsweise eine herausragende und umfangreiche Sammlung niederländischer Gemälde aus dem „Goldenen Zeitalter“ des 17. Jahrhunderts, in der auch so berühmte Namen wie Jan Lievens oder Jacob Jordaens vertreten sind. Die beeindruckenden, meist großformatigen Altartafeln, stammen dagegen aus Kirchen der Region, wie etwa der Liebfrauenkirche, aus der vermutlich der einzigartige Zyklus des Marienlebens stammt, für den unsere Sammlung international bekannt ist. Im 19. Jahrhundert hat den Bestand unter anderem der Nazarener Philipp Veit geprägt, der ab 1853 Direktor der Mainzer Gemäldegalerie war und zahlreiche Ankäufe tätigte.
Artikel: Dr. Karoline Feulner