Die Regierungszeit der Salier dauerte fast 100 Jahre lang (1024 – 1125) und war von Konflikten zwischen dem Kaisertum und Papsttum stark geprägt. An der Seite der salischen Könige und Kaiser traten politisch engagierte Ehefrauen auf, über die wir bis heute viel zu wenig wissen (*1).
Gisela von Schwaben war hinsichtlich ihrer adligen Abstammung, des politischen Einflusses ihrer Familie und ihres Territorialbesitzes ihrem dritten Ehemann Konrad II. (genannt Konrad der Ältere) durchaus überlegen (*2). Am 8. September wurde Konrad zum König im Mainzer Dom gesalbt und geweiht, während seine Frau erst zwei Wochen später in Köln zur Königin erhoben wurde. Dass beide eigene Krönungszeremonien erhielten, war nicht ungewöhnlich (*3). In das Kaisertum aufgenommen wurde das Paar dann gemeinsam an Ostern 1027 in Rom. Gisela wurde nach der Kaiserkrönung in Urkunden, Briefen und Chroniken als imperatrix augusta benannt (*4).

Ihre Rolle als Vertreterin der kaiserlichen Macht war elementar. Um der Vorstellung der Herrscherrepräsentation gerecht zu werden, unterstützte sie als langjährige Stifterin die Entwicklung der Memorialkultur ihrer Familie am Speyerer Dom, was ihren Wunsch nach der unmittelbaren Verbindung zur Heiligen Familie (der Dom war u.a. der Gottesmutter geweiht) verdeutlicht (*5).
In den Urkunden ihres Mannes wurde sie als Auftraggeberin für den Neubau des Domes erwähnt (*6). Auch in weltlichen Angelegenheiten galt Gisela als wichtige Ansprechperson (*7). Ihre konstante Präsenz bei wichtigen kirchlichen Festen sowie politischen Treffen zeigt, dass ihre aktive Partizipation am Kaisertum in der Funktion der Fürsprecherin und kaiserlichen Beraterin bestand, jedoch nicht als „eigene Politik“ zu verstehen ist (*8).
Mehrfach verweisen die historischen Quellen auf Giselas hohen Bildungsstand, der durch die Tatsache, dass sie die Vorbereitung ihres Sohnes (Konrad III.) auf sein künftiges Amt als Kaiser übernahm, belegt wird. Ferner wird ihre Frömmigkeit schriftlich erwähnt, die sich besonders im berühmten Perikopenbuch des Kaisers Heinrich III. im Bild offenbart. Die Miniatur auf dem Folio 3v. zeigt Gisela bei ihrer Aufnahme in die Gemeinschaft der Kirche. Sie wird dort von zwei Äbten und ihrem Gefolge begleitet (*9).

Nach ihrem Tod wurde Gisela wie vorgesehen in ihrer Grablege im Speyerer Dom beigesetzt. 1900 wurden die Gräber der salischen Herrscher geöffnet. In einem der Gräber fand man diese Grabkrone mit der Inschrift GISELA IMPERATRIX.

Zur direkten Nachfolgerin von Gisela in Reihe der kaiserlichen Ehefrauen wurde Agnes von Poitou. Die zur Zeit ihres Lebens verfassten Viten über Agnes sind leider verloren (*10). Ihr anhand anderer zeitnaher Quellen rekonstruierter Lebenslauf und dessen historische Auslegungen werfen in der Forschung viele Fragen auf. Agnes, die Tochter des aquitanischen Herzogs Wilhelms V., wuchs im Süden Frankreichs auf. Als Folge der Machtkämpfe nach dem Tod ihres Vaters verbrachte sie ihre Jugend am Hofe des burgundischen Grafen Rainland I. (reg. 1026–1057) aus dem Haus Burgund-Ivrea. In dieser Zeit wurde ihre Ehe mit dem salischen König Konrad III. arrangiert. Für beide Seiten war diese Verbindung politisch günstig (*11). Für die Kirche stellte sie allerdings ein Problem dar, denn die Eheleute waren zu eng miteinander verwandt. Im November 1043 wurde Agnes im Mainzer Dom zur Königin erhoben, während die Hochzeitsfeierlichkeiten kurz darauf in der Ingelheimer Pfalz stattfanden (*12). Wie ihre Vorgängerinnen begleitete Agnes ihren Ehemann auf seinen Reisen bis zu dessen Tod im Jahre 1056 (*13).
Die Kaiserpfalz in Goslar war der am häufigsten vom Herrscherpaar besuchte Ort, an dem im Jahre 1050 der künftige Kaiser Heinrich IV. geboren wurde (*14). In den Urkunden wird Agnes zuerst als regina und nach 1046, nach ihrer Krönung zur Kaiserin in Rom, wie auch Gisela davor als imperatrix augusta genannt. Während ihrer Ehe setzte sie sich als Fürsprecherin in kirchlichen Fragen ein und wirkte an der Seite ihres Gatten aktiv mit (*15). Auf der Illustration aus dem Codex Aureus Spirensis wird sie gemeinsam mit Heinrich III. von der Gottesmutter gesegnet.

In Fragen der Kirchenpolitik verfolgte Agnes häufig ihre eigenen Interessen und besetzte einige der Kirchenämter mit Familienangehörigen, welche wiederum den Ideen der Cluniazensischen Reform nahstanden (*16). Nach dem Tod von Heinrich III. wurde ihre Regentschaft weitgehend akzeptiert. Dies lässt sich durch mehrere Eiderklärungen seitens der Fürsten nachweisen (*17). Als Regentin trug sie dazu bei, die nach dem Tod des Kaisers entfachten Konflikte zwischen dem Kaisertum und den sächsischen Adligen erfolgreich zu lösen. Rudolf von Rheinfelden, der künftige Gegenkönig von ihrem Sohn Heinrich IV., wurde von ihr mit Herzogtum Schwaben belehnt, außerdem verwaltete er Burgund (*18).
Später vermittelte Agnes im Konflikt zwischen Rudolf und Heinrich IV. Das Reisekaisertum wurde von ihr fortgeführt. Dabei entwickelte sich allmählich die Tradition von jährlichen Visitationen von Speyer und Besuchen der Grablege von Heinrich III., später auch der Grablege von Gisela (11. März 1043 bestattet) als Teil des dynastischen Memorialgedankens.
Einen wesentlichen Aspekt ihrer Regentschaft bildete die Beziehung zum Reformpapsttum, das sich fortwährend zu einer Unabhängigkeit vom Kaisertum hin entwickelte. Der Konflikt um Papst Nikolaus II. (*19). War Teil einer turbulenten Entwicklung in der Kirchenpolitik. 1061 zog sich Agnes aus ihren politischen Geschäften teilweise zurück, indem sie im November diesen Jahres in einer offiziellen Zeremonie die Funktion der kaiserlichen Witwe annahm (*20). Sie fungierte, wenn auch eingeschränkt, weiterhin als Regentin. Zu einem großen politischen Eklat kam es infolge der Entführung des minderjährigen Heinrich IV durch eine Gruppe der Fürsten unter der Führung des Kölner Erzbischofs im Jahre 1064. Das Ringen verschiedener politischer Interessengruppen im Kaiserreich wurde dadurch immer deutlicher. Nach dem Erreichen der Mündigkeit ihres Sohnes zog Agnes nach Rom um und agierte von dort aus als Vermittlerin zwischen Papst und Kaiser an der Seite des Reformpapsttums.
Die Konflikte im Bereich des Investiturstreites führten im Jahre 1076 zur Exkommunikation von Heinrich IV. Auch da intervenierte Agnes gemeinsam mit Markgräfin Mathilde von Tuszien und Abt Hugo von Cluny und unterstütze die Bestrebungen, den Konflikt zwischen dem Papst und dem deutschen König zu entschärfen. Ob sie bei dem Treffen in Canossa anwesend war, wissen wir nicht.
Bis zu ihrem Tod wirkte sie als Stifterin vieler Klöster. Bestattet wurde sie am 6. Januar 1077 in der Petronella-Rotunde im Petersdom an prominenter Stelle.
Quellenangaben:
(*1 – Titel) Verbanaz, Nina: Envisaging Eternity: Salian Women’s Religious Patronage, in: Historical Reflections / Réflexions Historiques, Bd. 43, Nr. 1, (Spring, 2017), S. 34.
(*2) Körntgen, Lutgar: Gisela, in: Die Kaiserinnen des Mittelalters, Amelie Flößel (Hrsg.), Regensburg 2011, S.101.
(*3) Die Trennung der Zeremonien könnte jedoch auch mit dem damaligen Konflikt zwischen der künftigen Kaiserin und dem Mainzer Erzbischof Aribo zusammenhängen.
Körntgen, S. 104.
(*4) Ebd. S.108.
(*5) AK: Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht, Von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa, Bernd Schneidmüller (Hrsg.), Darmstadt 2020, S. 175.
(*6) Verbanaz, S. 35.
(*7) Körntgen, S. 111.
(*8) Ebd. S.111.
(*9) AK: Das Reich der Salier, Hrsg. Historisches Museum der Pfalz, Speyer, Sigmaringen 1992, S. 301.
(*10) Black-Veldtrup, Mechtild: Agnes von Poitou, in: Die Kaiserinnen des Mittelalters, S. 123.
(*11) AK: Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht, S. 178.
(*12) Black-Veldtrup, S. 125.
(*13) Ebd. S.126.
(*14) Ebd. S. 127.
(*15) AK: Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht, S.178.
(*16) Ebd., S. 178.
(*17) Black-Veldtrup. S. 131.
(*18) Ebd. S. 133.
(*19) Ebd., S. 135.
(*20) Ebd., S. 136.
Text: Agnes Cibura